... beim Onlineangebot der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkaufungen.
Hier informieren wir Sie über Aktuelles und Wissenswertes. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen auf unseren Seiten.
Liebe Leserinnen und Leser,
diese Zeilen schreibe ich zwischen Umzugskisten – und wenn Sie sie lesen, bin ich und sind wir hoffentlich in Oberkaufungen schon angekommen.
Nach über 18 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Bruchköbel (bei Hanau) haben wir uns für einen Neustart in Ihrer und Eurer Gemeinde entschieden. Falls Sie demnächst an der Kirche oder beim Pfarrhaus noch ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen „MKK“ sehen sollten – das heißt nicht „Mich Kennt Keiner“, sondern „Main-Kinzig-Kreis“, tief im Süden Hessens. Man könnte es aber auch so deuten: „Martin, Katrin, Kinder“ – denn so heißen meine Frau und ich. Von unseren vier Kindern sind schon drei an verschiedenen Orten im Studium: Berit (23), Clemens (21) und Dominic (19). Mit uns wird nur noch Jost (13) hierherziehen, der sich darauf freut, in die laufende Konfigruppe mit einsteigen zu können.
Meine Frau wird als Grundschullehrerin in Heiligenrode eine Klasse übernehmen. Meinen Vorgänger Johannes Barth kenne ich schon aus anderen Zusammenhängen recht gut und schätze sehr, was er hier in den vergangenen Jahren geleistet hat. Die Bilder von seinem Abschiedsgottesdienst vermitteln einiges von der Atmosphäre, und hätte ich nicht am gleichen Tag meinen Abschiedsgottesdienst gehabt, wäre ich gern live dabei gewesen.
Wenn man als Pfarrer die Gemeinde wechselt, bekommt man viele Fragen gestellt - manche von ihnen auch mehrmals. In letzter Zeit fühlte ich mich an die FAQs auf manchen Internetseiten erinnert (Frequently Asked Questions – häufig gestellte Fragen). Ich stelle mal ein paar davon zusammen und beantworte sie summarisch, dann können Sie mich etwas näher kennenlernen. Zum Beispiel:
„Pfarrer Abraham, gefällt es Ihnen in Bruchköbel nicht mehr?“
Doch, meine Familie und ich waren gern dort. Alle vier Kinder haben die Evangelische Kita durchlaufen, nun ist nur noch einer von ihnen in der Schule. Die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen, mit dem Kirchenvorstand und dem Team der Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen hat mir viel bedeutet, und das wird sicher auch in der neuen Gemeinde so sein.
„Warum wechseln Sie dann? Machen Sie Karriere in der Kirche?“
Nein, ich werde auch in Oberkaufungen ein ganz normaler Gemeindepfarrer sein. Aber was heißt bei diesem Beruf schon „ganz normal“? Ich finde, es gibt keine höhere und wertvollere Aufgabe, als Gottes Wort unters Volk zu bringen. Denn sein Wort, sein guter Geist, seine Orientierung und Zuversicht fehlen im Alltag vieler Mitmenschen. – Ja, warum der Neuanfang? Wir hatten den Eindruck, dass Gott nach diesen 18 Jahren einen neuen Auftrag für uns hat. Neue Zusammenhänge bedeuten neue Impulse, sowohl für uns als auch für die Gemeinden. Gottes Wort ist lebendig und dadurch immer wieder auch fremd und überraschend; diese Beweglichkeit gilt es zu erhalten. Bei aller Vertrautheit, die mir auch wichtig ist: Pfarrer gehören nicht zum Inventar eines Ortes, sondern sind in ihrem Auftrag frei.
„Dann geht also alles so weiter wie bisher?“
Auch wenn ich mich auf vieles gut einlassen kann und beeindruckt davon bin, was in Oberkaufungen läuft: Ich bin nicht „Johannes Barth 2.0“, sondern ein Mensch mit eigenen Stärken und Schwächen. Ich halte es für wichtig, in Kirche gabenorientiert zu arbeiten, insofern wird es sicher hier und da auch Veränderungen geben. Aber das hängt wiederum nicht an der Pfarrperson allein, sondern am Wechselspiel des Miteinanders – und daran, wie wir uns gemeinsam von Gottes Geist leiten lassen.
Was die äußeren Rahmenbedingungen kirchlicher Arbeit angeht, ist es durchaus nicht selbstverständlich, dass alles so weitergeht wie bisher. Wir erleben große Umbrüche, auch im Mitgliederverhalten. Jeder Austritt schwächt eine Gemeinde ganz direkt und nicht nur irgendeine anonyme Institution. Wer also möchte, dass es in unserer Gemeinde weiterhin zwei Pfarrpersonen gibt und die nötigen Ressourcen für die Mitarbeitenden, kann durch seine und ihre Mitgliedschaft (gerne auch Wiedereintritt) einen Beitrag dazu leisten.
„Worauf freuen Sie sich?“
Ich habe in Oberkaufungen schon innerhalb kurzer Zeit viele wunderbare Menschen kennengelernt – engagiert, wohlwollend und Mut machend. Das hat mir und uns gutgetan. Man ist als Pfarrer kein Einzelgänger, weder im Glauben noch im Leben. So habe ich es auch bei meiner Abschiedspredigt über das Jona-Fenster in der Bruchköbeler Jakobuskirche zu sagen versucht. Gerade in krisenhaften Zeiten habe ich erfahren, wie Gott mich und die Gemeinde trägt und erhält. Deswegen: „Ich will danken dem Herrn, der mir geholfen hat“ (vgl. Jona 2,10). Darauf hoffe ich auch in Oberkaufungen und bin gespannt darauf, Sie und Euch näher kennenzulernen.
Herzlich, Ihr / Euer M. Abraham